Dienstag, 17. Oktober 2023, ca. 20.00 Uhr:

im Anschluss an die Jahreshauptversammlung
Schönborner Hof, Haus Storchennest

Dr. Hermann Reidel, Vortrag

Aschaffenburg – vor 250 Jahren – wird durch die Regierungsübernahme von Kurfürst Friedrich Carl Joseph von Erthal im Jahre 1774 beliebte Zweitresidenz des Mainzer Hofes. Für den Ausbau des nahegelegenen Wildparks Schönbusch plante der neue Landesherr die Anlage eines großen Parks im Stil der englischen Landschaftsgärten und die totale Umgestaltung des alten Residenzschlosses Johannisburg.
Der von ihm als noch im gleichen Jahr ernannte Konferenzminister Wilhelm von Sickingen (1739-1818) wurde mit den Planungen beauftragt. Dieser hatte den in Portugal geborenen Ingenieur Emanuel Joseph von Herigoyen (1746-1817) 1773 in Wien in seine Dienste gestellt. Für den in Paris und Wien ausgebildeten jungen Ingenieur eröffnete sich eine Fülle von Projekten nach den Vorgaben des dilettierenden Adeligen. Anhand der Fülle der noch erhaltenen Pläne in der Aschaffenburger Hofbibliothek lassen sich die Bauaufgaben gut dokumentieren. 1778 erhielt Herigoyen als dritter Oberleutnant einen Posten im Mainzer Geniekorps und ein Fundament zur Gründung einer Familie.
In seiner 25jährigen militärischen Laufbahn stieg er bis zum Oberstleutnant auf als Chef des Geniekorps auf, einen Rang, den ihm der letzte Kurfürst Carl von Dalberg verlieh. 1804 holte dieser ihn in seine neue Residenzstadt Regensburg als Stadt- und Landbaumeister, wo er eine Anzahl von neuen Bauten errichten konnte. Beim Anfall Regensburgs an das Königreich Bayern übergab ihm der neue König Maximilian Joseph I. die oberste Leitung des königlichen Bauwesens im Ministerium des Inneren. In München entstanden unter Herigoyens Leitung das Theater am Isartorplatz, des Eingangstor zum Alten Botanischen Garten und das prächtige Palais des ersten Ministers, des Grafen Maximilian von Montgelas.